Wenn eine Pflanze aus Instagram, dem Schaufenster aller Interiorliebhaber, aktuell nicht wegzudenken ist, dann diese: der kleine, grüne Kaktus. Als ich ihn mit 10 Jahren im Schulchor besang, ahnte ich nicht, wie ausgeprägt die allgemeingültige Sympathie Dekaden später sein sollte. Noch vor Kurzem als bieder und Zeichen der Einsamkeit verschrien, ward das Stachelkind nach seiner Entdeckung sowie im 18. Jahrhundert wohl richtig fancy. Angelehnt an diese Zeit verfassten die Comedian Harmonists 1934 Verse, die heute mehr Gültigkeit denn je verzeichnen. Grund genug, mich auf die Suche nach ein paar Fakten rund um den Kaktus zu begeben.
Warum brauchen Kakteen so wenig Wasser?
Die meisten werden Sie kennen: die staubigen Western-Stücke, in denen umherwehendes Gestrüpp und Kakteen die einzige Vegetation darstellen. Da der Kaktus exakt solchen Gefilden entspringt, wundert es nicht, dass seine Umweltansprüche mit Wärme, Sonne und nicht zu nassem Boden überschaubar sind. Möglich wird dies durch die besondere Anordnung der Wurzeln, die vergleichsweise faserig und flach unter der Erdoberfläche wachsen. Zudem speichert das Wüstengewächs seinen Wasserhaushalt nachhaltig, da Dornen im Vergleich zu Blättern einer weitaus geringeren Verdunstung unterliegen.
Ok, und wie viel Wasser braucht mein Kaktus nun?
Die meisten Kakteen halten einen Monat ohne Wasser problemlos aus. Was jedoch nicht heißen soll, dass sie kein Wasser benötigen. Im Gegenteil, wie jede Pflanze lieben sie es! Lediglich baden möchten sie darin keinesfalls. „Regelmäßig durchdringend Gießen“ heißt es in den zahlreichen Ratgebern. Sprich, lass gehen, bis die Erde nichts mehr aufnimmt? Wohl eher nicht. Denn Staunässe sollte unbedingt vermieden werden. Achtet vielmehr darauf, dass eure Zöglinge in durchlässiger Kakteen-Erde hausen. Erst sobald letztere wieder „durchdringend“ trocken ist, geht’s in die nächste Runde. Aber Achtung! Neben Wüsten- gibt es auch einige Wald- und Wiesenbewohner, die im Zweifel etwas durstiger sind.
Heißt es Kaktusse oder Kakteen?
Wenn es bei uns zu Hause um den Kaktus geht, entbrennt in der Regel eine heiße Diskussion darüber, wie die modische Errungenschaft denn nun im Plural heißt. Kaktusse oder Kakteen? Beides schon mal gehört. Beides irgendwie schlüssig. Und vermutlich deshalb laut Duden beides erlaubt. Hundertprozentig richtig liegt ihr mit Kakteen. Umgangsprachlich gedulded wird aber ebenso Kaktusse. Sowie die zweite Definition. Aber schaut selbst. Es lohnt sich.
Und was sind jetzt Sukkulenten?
Im Grunde sind alle Kakteen sukkulent (flüssigkeitsreiches Gewebe), jedoch nicht alle Sukkulenten sind Kakteen. Der Hauptunterschied liegt in den sogenannten Aureolen, aus denen die Borsten, Stacheln und Dornen der Kaktee entwachsen. Den „anderen“ Sukkulenten fehlen diese kissenförmigen Polster, wodurch sie rein äußerlich freundlicher daherkommen. Der erste Eindruck kann jedoch täuschen, denn auch viele dornenarme Sukkulenten wissen sich zu wehren. Die sogenannten Wolfsmilchgewächse sind beispielsweise giftig. Dringt ihr weißer Saft durch Risse oder Schnitte aus, kann er bei Berührung oder Verschlucken recht unangenehm bis gefährlich werden. Die farblose, gelartige Flüssigkeit einer Agave oder Kaktee ist hingegen harmlos. Ein weiterer Unterschied liegt im Herkunftsgebiet der beiden Pflanzen. Denn Sukkulenten entstammen nicht den Breitengraden Mittelamerikas, sondern sind in den trockenen Arealen Afrikas beheimatet.
Wo fühlt sich mein Kaktus am wohlsten?
Vermutlich Zuhause. Also da, wo es warm und überaus sonnig ist. Er kommt aber auch mit der Lichintensität mitteleuropäischer Fensterbänke fantastisch klar. Im Sommer ist ihm auch ein regengeschütztes Plätzchen auf dem Balkon genehm. Hier allerdings wieder der Hinweis, dass die Wald- und Wiesen-Gewächse eher wenig bis gar nicht auf pralle Sonne stehen und daher an einem hellen aber sonnengeschützten Standort besser aufgehoben sind. Ich habe bei meiner Recherche außerdem gelernt, dass es im Handel sogenannte Luxmesser gibt, die einem dabei helfen, die Lichtintensität des vorgesehenen Standorts zu messen. Ehrlich gesagt, würde ich es aber persönlich vorziehen, meinen Kaktus bei Anzeichen von Unmut schlichtweg umzustellen, anstatt eine empirische Wissenschaft daraus zu machen.
Wie erkenne ich seinen Gemütszustand?
Gelingt es Kakteen den Eindruck ihrer natürlichen Umgebung zu vermitteln, danken sie es mit lebensfroher Standhaftigkeit und herrlichen Blühten. Bekommen sie jedoch beispielsweise zu viel Sonne ab, leiden sie und verfärben sich bläulich oder rötlich. Weiße bis gelbe Flecken zeugen gar von einem Sonnenbrand. Wird der Kaktus dünner und wächst zum Licht, sehnt er sich nach einem helleren sowie kühleren Standort. Platzt er auf, wurde entweder zu viel gegossen oder mit herkömmlichen, phosphatreichen Düngern getuned. Ist die Erde mit zu wenigen oder falschen Mineralien versehen, können außerdem gelbe Verfärbungen auftreten. Eine unausgewogene Düngung und zu hohe Luftfeuchtigkeit ist zudem denkbar, wenn das Stachelkind am Fußansatz verkorkt. Im Alter sind diese gräulichen Flecken die Regel, tauchen sie jedoch bereits in jungen Jahren auf, ist unter Umständen auch unregelmäßiges Gießen mit zu kaltem Wasser der Grund.
Wie alt werden Kakteen eigentlich?
Das kommt darauf an. Denn selbstredend ist das Lebensalter nicht ganz unabhängig von den Pflegekünsten der Besitzer. Darüber hinaus ist vor allem die Gattung entscheidend. Die Carnegiea Gigantea beispielsweise wächst bis zu 20 m hoch und verzeichnet Exemplare mit mehr als 200 Jahren. Die Blossfeldia Liliputana misst hingegen 1 cm. Alter: unbekannt. Allgemein gilt aber, langsam wachsende und erst spät blühfähige Arten werden meist älter als sich schnell entwickelnde und früh blühende Kakteen. Witzig oder? Seht ihr gerade auch den Vergleich zu uns Menschen vor eurem inneren Auge? Unsere Kakteen und Sukkulenten sind klein und groß, jung und alt. Geblüht haben sie ehrlich gesagt noch nie, stehen und wachsen aber wie ne Eins.
Auf bald, k
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